Was ist passiert?

Eigentlich nicht viel - und doch veränderte es unser ganzes Leben!

Ich lag mal wieder mit Migräne und Joe nervte tierisch. Jürgen war schlecht gelaunt durch seine Frühschicht. Ein Missverständnis, ein Streit, er verließ die Wohnung...
Es war das letzte Mal, dass wir zusammen zu Abend aßen.
Ich brachte die Kinder ins Bett und wartete. Er kam nicht. wütend ging ich zu Bett. Er kam nicht. Gegen Mitternacht hörte ich sein Husten im Treppenhaus. Ich war erleichtert. Doch er kam nicht. Ich machte mir Sorgen und zog mich an. Wollte ich doch wissen, wo Jürgen blieb! Am Treppenabsatz sah ich ihn liegen. Er war ziemlich fertig. Ich stürzte zu ihm... er hatte getrunken... wollte ihn dazu bringen mit in unsere Wohnung zu kommen. Er sagte, ich solle vorgehen. Doch er kam nicht. Ich machte mir Sorgen, denn ich konnte ihn nicht auf den kalten Steinen liegen lassen. Was sollte ich tun?
Ich rief die Polizei - die würden mir helfen Jürgen in die Wohnung zu schaffen! Doch bis die Herren da waren, hatte mein Mann sich vor die Kellertür geschleppt. Eingenässt hatte er auch und klagte über Magenschmerzen.
Die Polizisten machten sich ein Bild und riefen den Krankenwagen. Mein Mann erbrach sich und kotete ein. Als er registrierte, dass der Krankenwagen kam, flüchtete er in den Keller. Dies hatte zufolge, dass er die Kellertreppe herunterfiel. Die Sanitäter folgten ihm und Jürgen wehrte sich mit Händen und Füßen, "ICH MUSS BEI MEINER FAMILIE BLEIBEN!!! DIE BRAUCHT MICH!!! ICH GEH NICHT INS KRANKENHAUS!!!" rief er immer wieder. Ich wurde fragend angesehen und nickte nur... er musste in ein Krankenhaus.
Die Sanitäter und auch die Polizisten beruhigten mich - Magen auspumpen und am nächsten Tag könne er bestimmt wieder nach Hause. Also blieb ich bei unseren Kindern.
Mittlerweile hatte wir ein Uhr nachts. Gegen 02.45 Uhr klingelte das Telefon - Intensivstation - ob Jürgen irgendwelche Medikamente oder Drogen nahm? NEIN!!! Ich wollte ins Krankenhaus: "Es reicht, wenn sie morgen früh kommen!"
Gegen 03.45 Uhr klingelte das Telefon: "Bitte kommen Sie sofort ins Krankenhaus!"
Ich rief meine Mutter für die Kinder. Nachdem sie da war fuhr ich los.
Gegen 04.10 Uhr nahm ich den Fuß vom Gaspedal mit dem Wissen, Jürgen ist tot!!!
Kurz danach traf ich im Krankenhaus ein, wurde in ein Sprechzimmer gebeten. Der Arzt druckste herum. Ich sagte: "Mein Mann ist tot, ich will ihn sehen!!!" Man brachte mich sofort zu ihm. Da lag er ganz verloren... allein... ich gab ihm einen Kuss... Jürgen war kalt und steif!!!

Mein Mann starb am 20.10.1998 um 03.15 Uhr an Herz-Kreislauf-Versagen unbekannter Ursache!
Er wurde knapp zwei Stunden immer wieder reanimiert. Aber er kam einfach nicht mehr!!!

Ich fuhr auf die Autobahn und wollte nicht mehr leben.... aber ich traf heil zu Hause ein... ich brach zusammen.

Das Bild wie Jürgen dalag, den Gesichtsausdruck unseres Sohnes, die Schreie unserer Tochter, all das hat sich eingebrannt.
Die Worte meiner Schwiegermutter: "Du hast meinen Sohn umgebracht!!! Du Mörderin!!! Meine Enkelkinder interessieren mich nicht!!!"
Auch das hat sich eingebrannt.

Am Nachmittag saß ich bei der Kripo und wurde verhört. Mein Mann kam zur Obduktion. Mit dem gleichen Ergebnis wie im Krankenhaus.

Bronchitis - nicht tödlich
Alkohol - 1,6 pr mill - nicht tödlich
Gesamtzustand - labil, nicht tödlich

Er starb eines natürlichen Todes: Herz-Kreislauf-Versagen unbekannter Ursache!
Und mit ihm starb auch ein großer Teil meiner Selbst!

Aber erstmal von Anfang an

Ich war noch 15 Jahre alt, als ich mit meinen Mann das erste Mal zusammen kam. Er war gerade 18 Jahre. Eine richtige Jugendliebe. Doch leider hatte Jürgen sich nach 8 Monaten in eine andere verliebt. Keine meiner Jugendbeziehungen ist so sauber und anständig auseinander gegangen wie diese. Jürgen war sehr ehrlich und auch sehr besorgt um mich. In dem ganzen Trennungszeitraum schrieb ich ihm einmal: "Ich weiß ganz genau, in 7 Jahren heiraten wir!" Das war 1989. Danach entstand eine wunderbare Freundschaft.

Die folgenden Jahre: