Nach sieben langen Jahren ging endlich mein Traum in Erfüllung
Ich
war schon Anfang des 5. Monates als wir heirateten und das Hochzeitskleid hatte
nicht mehr viel Stoff in der Naht um es zu Weiten. Eine Woche später hätte es
bestimmt nicht mehr gepasst, denn unsere Tochter nahm verdammt viel Platz für
sich in Anspruch.
Die
standesamtliche Trauung fand im kleinen Kreise statt. Es kamen ausschließlich
die engsten Verwandten, sprich Eltern, Großeltern, sein Bruder mit Frau,
Trauzeugen und natürlich mein Sohn! Wir hatten anstelle des üblichen Rathauses
die „Villa Wuppermann“ gewählt. Eine alte, sehr schön gestaltete Villa, in
der einmal in der Woche Trauungen abgehalten wurden. Wir empfanden diese
Umgebung als passender zu dem großen Heiratsantrag und auch wesentlich
romantischer. Leider machte uns mein Sohn große Sorgen, denn er schien krank zu
werden. Dennoch überstand er diesen Tag mit Bravour. Im Anschluss gingen wir
alle gemütlich beim Chinesen Essen. Das Buffet war erstklassig und wir konnten soviel nehmen, wie wir wollten – es wurde immer wieder nachgelegt. Zum
Nachmittag stellte uns meine Mutter ihr Haus zur Verfügung und wir tranken gemütlich
Kaffee und aßen Tiramisu. Leider endete der Abend weniger romantisch, als wir es
uns erhofft hatten, denn wir fuhren mit meinem Sohn ins Krankenhaus. Er hatte
mittlerweile über 40°C Fieber. Er hatte sich eine Mittelohrentzündung
eingefangen und man stellte einen Leistenbruch fest. „Ein gelungenes
Hochzeitsgeschenk“, ließ ich es ironisch verlauten und Jürgen verteidigte
meinen Sohn bis aufs Blut – wie sehr ich ihn doch dafür liebte! Bis zur
kirchlichen Hochzeit dauerte es noch 3 tage und ich hoffte, dass mein Sohn bis
dahin das Schlimmste überstanden hatte.
16.03.1996
- fit war mein Sohn noch nicht so ganz, aber es ging ihm schon besser. Der Tag
fing total chaotisch an und alle waren in heller Aufregung – nur Jürgen blieb
ganz gelassen. Ich bewunderte ihn sehr dafür. Erst am Traualtar bemerkte ich,
dass es nur der Schein war. Seine Hände zitterten vor Aufregung und doch wirkte
er wie die Ruhe selbst.. Die Gäste sammelten sich alle am Haus meiner Mutter und da die
kleine Kapelle direkt um die Ecke war, die Sonne ihre schönste Seite zeigte,
beschlossen die Gäste zu Fuß zu gehen – samt Jürgen. Ich wurde langsam in
einem schwarzen Mercedes hinterher chauffiert. Erst als alle in der Kapelle
waren stieg ich aus und legte mir meinen Schleier vor das Gesicht. Jürgen hatte
mich im Vorfeld darum gebeten, genau dieses nicht zu tun, denn dann würde er
wohl in Tränen ausbrechen. Doch das konnte ich mir nicht nehmen lassen. Als die
Musik erklang führte mich mein Stiefvater zu meinem Mann. Dieser stand mit
offenem Mund da und hatte schwer mit seiner Fassung zu kämpfen. Doch auch ich
hatte einen dicken Kloß im Hals – so konnte ich immer noch nicht glauben,
dass mein Traum wirklich wahr werden sollte. Die Zeremonie war einfach
traumhaft. Ich habe bis heute nicht vergessen, wie der Pfarrer die Ehe mit einer
Pendeluhr verglich, die von Zeit zu Zeit immer mal wieder aufgezogen werden muss.
Damals wusste ich nicht, wie er das meinte und heute stimme ich ihm von ganzem
Herzen zu. Am Ende der Zeremonie sang Petra
(eine Freundin der Familie) das Kerzenlied für uns auf die Melodie von:
Ein schöner Tag.
Wir
zünden uns’re Kerzen an,
sie
bringen Fried’ und Freud’.
Sie
mögen Freundschaftsboten sein
Für
heut’ und alle Zeit.
Wir
bringen sie zu Eurem Fest
In
einem Lichterkranz.
Wir
wünschen Glück und
Sonnenschein,
ein
ganzes Leben lang.
Ein
schöner Tag wird Euch
Geschenkt,
wie
es nicht viele gibt.
Von
reiner Freude ausgefüllt,
von
Sorgen ungetrübt.
Und
Chrissy heut’ die Blumen streut,
er
strahlt Euch glücklich an.
Sein
Kinderlächeln sagt es Euch,
was
Glück bedeuten kann.
Ein
schöner Tag voll Harmonie
Ist
wie ein Edelstein.
Er
strahlt Euch an und ruft euch zu:
„Heut’
sollt Ihr glücklich sein!“
Und
was das Schicksal Euch auch
Bringt,
was
immer kommen mag,
es
bleibt Euch die Erinnerung
an
diesen schönen Tag.
Alle zündeten Kerzen an. Es war wunderschön. Als wir die Kapelle verließen, stand meine Tanzgruppe für uns Spalier und Chrissy streute mit seiner kleinen Freundin Christina Blümchen.
Auf
halber Strecke zu unserem Saal, in dem wir feiern wollten, hielten wir plötzlich
an und mussten aussteigen. Es erwarteten uns einige Spielchen und ein Glas Sekt.
Nachdem wir die Spielchen überstanden hatten, standen wir vor einer schneeweißen
Kutsche. Sie brachte uns zu unserem eigentlichen Zielort. Wir feierten bis in
den frühen Morgen mit wahnsinnig vielen Überraschungen. Jürgen und ich kamen
aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wir übernachteten in einem nahegelegenem
Hotel. Auch dort wartete eine Überraschung in Form von Hunderten von
Luftballons auf uns. Es war eine einzige Traumhochzeit und der schönste Tag in
meinem ganzen Leben.
Zwei
Tage später fuhren wir dann samt meines Sohnes für drei Wochen nach Süditalien
in die Flitterwochen. Endlich konnte ich meiner großen Liebe meine geliebte
„Wahlheimat“ zeigen. Wir wurden mit Freuden erwartet und von vorne bis
hinten verwöhnt. Es tat gut so viele Liebe Freunde um sich zu haben. Dieser Tag
und die Wochen danach haben sich unauslöschlich in meine Seele eingebrannt. Ich
werde es nie vergessen und immer die Liebe fühlen, die wir damals empfanden. Es
wurde mit der Zeit ein Stück meiner Selbst.
16.03.1996 |